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Verehrung von Götzenbildern ist verboten

Professor Dr. Yasar Sarikaya, Dr. Fereshteh Hamidifard und Pfarrer Klaus Endter im Haus an der Marktkirche beim Vortrag „Bild, Bilderverbot, Karikatur im Islam“ (von links). Professor Dr. Yasar Sarikaya, Dr. Fereshteh Hamidifard und Pfarrer Klaus Endter im Haus an der Marktkirche beim Vortrag „Bild, Bilderverbot, Karikatur im Islam“ (von links). Gesine Werner/Ev. Dekanat Wiesbaden

Professor Dr. Yasar Sarikaya mit dem Vortrag „Bild, Bilderverbot, Karikatur im Islam“ zu Gast im Wiesbadener Haus an der Marktkirche

 

Nein, ein generelles „Bilderverbot“ ist im Koran nicht zu finden. „Was im Koran kritisiert und verurteilt wird, ist nicht das Bild an sich, sondern die Verehrung der Götzenbilder und Opfersteine anstelle von Gott, dem Einen.“ Klare Worte von Professor Dr. Yasar Sarikaya, der mit einem weit verbreiteten Klischee und Vorurteil aufräumt. Muslimische Kulturräume sind keineswegs bilderlos, figürliche Darstellungen seien überall zu finden. Kalligrafie und gegenständliche Malerei seien in der profanen Welt längst erblüht. Und „spätestens seit dem 13. Jahrhundert“ seien Porträts von Mohammed - „ein Mensch mit prophetischen, nicht göttlichen Fähigkeiten“ - Bestandteil muslimischer Kunst. Die Gesichtszüge blieben frei, wurden mit Schriftzeichen oder einen Feuerball illustriert, mit weißem Schleier verdeckt.

In der Vortragsreihe „Reformation, Bibel, Bild“ zur Lutherdekade im Wiesbadener Dekanat war zum zweiten Mal der aus Ankara stammende Professor Dr. Yasar Sarikaya, Lehrstuhlinhaber für islamische Theologie und ihre Didaktik an der Liebig-Universität Gießen, zu Gast. Klaus Endter, Pfarrer für Ökumene, betonte als Gastgeber eingangs die „doppelte Spitze“ der Themenstellung „Bild, Bilderverbot, Karikatur im Islam“. Von Beginn an teile der Islam, fußend auf Judentum und Christentum, die Bilderskepsis der monotheistischen Religionen. Der sunnitische Islam habe das Bilderverbot beibehalten, figürliche Darstellung sei bekannt aus dem Osmanischen Reich und dem schiitischen Islam.

„Du sollst Dir kein Bildnis von Gott machen.“ Die Frage des „Bilderverbots“ habe neben kulturellen, kunsthistorischen und theologischen auch politische Aspekte, führte Gastreferent Sarikaya aus. Das Bilderverbot des Judentums sicherte die Idee des „einen“ Gottes ab, ein Götzenbild symbolisierte die Gefahr des Rückfalls ins Heidentum. Eine von Christen und Muslimen übernommene Sorge, an der festgehalten werde. Götzen und deren Bilder seien erschaffene Dinge, alleine machtlos und unterliegen der Allmacht Gottes. Ein vermeintliches Verbot werde durch Hadithe begründet: „Jeder Hersteller von Bildern ist im Höllenfeuer.“ Es gehe um ein „Götzenbildverbot“, betonte Professor Sarikaya. Auch das Verbot von Mohamedbildern basiere auf der Gefahr des Götzendienstes und „konnte manchmal zu einer pauschalen Verurteilung der Bilder von Lebewesen ausarten.“ Das Grundproblem sei in Einstellung und innerer Haltung, in „falscher Sinngebung und Funktion“ eines Bildes zu sehen.

Die Idee eines „allgemeinen, absoluten“ Verbotes habe sich mit dem Aufstieg des Wahhabismus und dessen puritanischem Gottesverständnis durchgesetzt. Die „salafistischen Bewegungen“ übernahmen die radikal bilderkritische Haltung, hielten jedoch neue technische Bildmedien für nutzbar.

In der Diskussion ergänzte die persische Islamwissenschaftlerin Dr. Fereshteh Hamidifard den Vortrag mit der Anmerkung, dass jedes Volk „die Religion auf dem eigenen Hintergrund“ übernahm. Im Iran werde mit Bildern, Gedichten, Musik und Gesängen gelebt. In jedem Haushalt gebe es Bilder.

 

Quelle: Evangelische Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat Wiesbaden

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